CH-QUAT Excursion 2024
"Kandertal - Quartärgeschichte und ihre Bedeutung für die angewandte Geologie"
Organisiert von
- René Löpfe
Mit Beiträgen von
- Prof. Dr. Willy Tinner (Universität Bern)
- Dr. Corinne Singeisen (VKG)
- Dr. Christian Kienholz (Geotest AG)
- Dr. Adrian Gilli (ETH Zürich)
- Prof. Dr. em. Adrian Pfiffner (Universität Bern)
- René Löpfe (CSD)
- Dr. Marc Lütscher (ISSKA)
Am Wochenende des 21. und 22. Septembers fand die alljährliche CH-QUAT Exkursion zum Thema Quartärgeschichte und ihre Bedeutung für die angewandte Geologie im Kandertal statt, organisiert von René Löpfe. Die Exkursion startete am Samstag bei strahlendem Sonnenschein in Frutigen. An der Tellenburg erhielten wir eine Einführung in die regionale Geologie des Kandertals durch Adrian Pfiffner. Anschliessend stellte Willy Tinner eine paläoökologische Studie vor, welche die ökologischen Auswirkungen eines mächtigen Felssturzes im Frühholozän auf die lokale Vegetation untersuchte. Organikreiche Sedimente, die dort von Bergsturz-Ablagerungen (Helke Grien) überdeckt wurden, sind Zeugen einer riesigen Naturkatastrophe.
Nach einem Picknick am idyllischen Blausee präsentierte Corinne Singeisen Datierungen von unzähligen mächtigen Felsblöcken, die einem weiteren Bergsturz ins späte Holozän zugeordnet und bis zum Blausee transportiert wurden. Am Nachmittag gaben René Löpfe und Marc Lütscher eine Einführung in das Mitholz-Projekt. In diesem mehrjährigen Vorhaben wird ein durch eine Explosion im Jahr 1947 verschüttetes ehemaliges Munitionslager der Armee in interdisziplinärer Zusammenarbeit mit Experten aus Geologie, Hydrogeologie, Umwelt und Geotechnik saniert. Die Bohrkerne, die uns vor Ort gezeigt wurden, geben spannende Einblicke in die abzutragenden Gesteinsmassen bei Mitholz und die erwartete geologische und hydrogeologische Beschaffenheit der einzelnen quartären Gesteinsschichten. Den wissenschaftlichen Abschluss des Tages bildete eine Wanderung “uf der Höh” mit malerischem Ausblick über Kandersteg, wo Corinne Singeisen weitere Einblicke gab in vergangene Bergsturzereignisse im Kandertal und uns im Anschluss Christian Kienholz das Allmeflue Bergsturz-Monitoring und die Modellierungen von jüngeren Schadenereignissen näherbrachte. Der Tag endete mit einem gemütlichen Abendessen und einer Übernachtung im Belle Epoque Hotel Victoria in Kandersteg.
Am Sonntag brachte uns die Gondel bei schönstem Wetter zum Oeschinensee, wo wir an der Messstation einen spannenden Blick auf den gegenüberliegenden “Spitze Stei” hatten. Christian Kienholz erläuterte uns das aktuelle Monitoring der Hangbewegungen am “Spitze Stei”, die Modellierungen von möglichen Sturzereignissen und die Maßnahmen, die zum Schutz der Infrastruktur und des Dorfes Kandersteg getroffen wurden. Anschließend informierte uns Adrian Gilli über die Geschichte des Oeschinensees, Datierungen anhand von Bohrkernen und seismische Profile. Auf unserer Wanderung entlang des Oeschibachs in Richtung Kandersteg betrachteten wir rezente Schuttablagerungen im Bachbett sowie die umfassenden Schutzmassnahmen und das Frühwarnsystem für die Bevölkerung von Kandersteg. Im Tal hatten wir bei der letzten Station unserer Exkursion die Gelegenheit, ein großes 3D-Modell des “Spitze Stei” zu betrachten und bekamen so eine noch bessere Vorstellung der verschiedenen Monitoring-Techniken, um die riesigen Gesteinsmassen und deren Bewegungen möglichst exakt zu erfassen. Nach einem spannenden zweitägigen Austausch zu quartären Themen an der Schnittstelle zwischen Geologie, Paläoökologie und angewandten Untersuchungen endete die Exkursion in Kandersteg.